Speeddating, Im Sog der Cyberwelt

Speeddating Im Sog der Cyberwelt

Vor kurzem erzählte in einer gemütlichen Frauenrunde eine Bekannte von ihrem erlebten Speed Dating, bei dem angemeldete und interessierte Teilnehmer fünf Minuten Zeit hatten sich verbal ein wenig näher zu kommen.  Ausschlaggebend dabei ist: Erster visueller Eindruck, Geschmack, Höflichkeit und dann noch „Was sagt man in fünf Minuten?“ Nach 10 Durchgängen füllt man einen Fragebogen zu den jeweiligen Personengesprächen aus und entscheidet sich mehr oder weniger spontan für einen Datingpartner. Die Bekannte erzählte von dem Abendessen mit ihrem Auserwählten und obwohl sie wusste, das er nicht der „Richtige“ sein konnte, stylte sie sich und ging dem Abend beschwingt entgegen. Die Höflichkeit dem Anderen gegenüber war auf beiden Seiten da, es war ein „netter“ Abend, man verabschiedete sich nach dem Essen und jeder ging seines Weges.

Aber:
Von ihm keine SMS danach, kein „Gute Nacht“- Gruß? Was war da nur los? Obwohl sie in bester Laune, höflich und attraktiv, gesellig und interessiert an seinem Leben war, hat er sich doch nicht blenden lassen. Nicht einmal ein wenig! Obwohl ihr völlig klar war, dass dieser Mann nicht der ist, den sie wieder sehen möchte, schlich sich doch eine gewisse Wehmut in ihre Erzählung. Am nächsten Tag, schrieb sie ihm eine formlose, leicht belanglose Nachricht. Seine Antwort war höflich aber direkt, dass auch er zu wenig „Gemeinsamkeiten“ gefunden hätte und sein zweites Date (gleich nach dem Date mit ihr) ansprechender auf ihn gewirkt habe. Tapfer antwortet die Bekannte, dass das ganz in ihrem Interesse ist, dennoch beide den Kontakt nicht verlieren müssten. Ein kleines Herausreden aus der doch ein bisschen peinlichen Situation.

Fazit: Einen Mann zu „bezirzen“, den man eigentlich nicht haben möchte, ist doch nicht immer so leicht, als FRAU denkt.
Wir Frauen müssen mit der Tatsache leben, Schönheit und der Wille „gut an zukommen“ ist nicht alles, wenn es generell nicht passen kann.

Alexandra Kuba, Oktober 2008

Ein normales Kartenspiel und dennoch ist die Kommunikation über den Spielerchat eine Andere. Feindseligkeit die so schnell ausgesprochen ist, weil der Andere nicht real erkannt wird, weil er sich nicht „Outen“ muss. Wie schön ist es doch, sich zu verstecken, sich einzureden, dass ich die Macht habe, zu sagen was ich will, ohne Konsequenzen. Mutig wird so mancher auf einmal und das Gefühl „der Stärkste“, nicht nur deshalb, weil man seinem Gegenüber auch noch bekräftige, was für ein „Looser“ er ist.

Eine Frau, die im Erotikchat erklärt, dass sie glücklich in ihrer Beziehung sei! Schmunzelnd entspringt mir die Frage: „Warum bist du dann hier im Chat?“

Eine Andere die meint, wir sind alle Freunde hier und dennoch erklärt, es wäre ein „Sog“, der einem nie ganz loslässt.

Woran liegt das wohl, dass in der Cyberwelt alles anders ist? Aufgebaut auf Lügen, Boshaftigkeiten aber auch das Gegensätzliche wie Liebe und ein Gefühl des Vertrauens und der innigen Nähe, für manch Eine/n.

Als Kinder haben fast alle „Verstecken“ gespielt, ist das hier nicht auch irgendwie das gleiche Spiel?

Tipp: Loslassen können ist wichtig, Abschalten von dieser Scheinwelt ist lernbar, um die Realität wieder objektiv wahrzunehmen. Sollte es jemanden so stören, dass er vom Rausch des Netzes nicht entfliehen „kann“, dann sollte er sein „reales Leben“ wohl ein wenig ändern.

Alexandra Kuba, Oktober 2008